6 Januar 2025
Schädel Papua-Neuguinea
Weitere Erläuterungen zur Herkunftsforschung.
Was Sie hier sehen, sind keine Masken, sondern bearbeitete menschliche Schädel. Die Schädel wurden mit Ton und Farbe bearbeitet und sogar Haare eingepflanzt, so dass sie dem verstorbenen Vorfahren ähnelten. Dies geschah im Gebiet des Sepik-Flusses in Papua-Neuguinea, damals eine deutsche Kolonie. Ein modellierter Schädel wurde in Ritualen verwendet, bei denen der Vorfahr um Gunst gebeten wurde, z. B. um eine erfolgreiche Jagd.
Diese Schädel wurden vor etwa 100 Jahren von Steyler Missionaren mitgebracht. Wenn ein Dorf zum katholischen Glauben übertrat, gabe es den ursprünglichen Glauben auf und verzichtete auf alle damit verbundenen Gegenstände. Diese Objekte wurden daraufhin mitunter nach Europa verschickt.
Aber sollten diese Gegenstände auch heute noch hier bleiben? Das Museum und die Steyler Missionare (SVD) sehen das heute ganz anders als damals. Und was denken die Menschen in Papua-Neuguinea selbst? Im Jahr 2024 reiste der Kurator des Missionsmuseums nach Papua-Neuguinea, um diese Frage zu stellen. Sowohl in den Dörfern entlang des Sepik-Flusses als auch im Nationalmuseum in der Hauptstadt Port Moresby.
Die Meinung der Menschen in den Dörfern war einhellig: Sie wollen die Schädel nicht zurück. Die Gründe dafür sind, dass es schon sehr lange her ist und sie sich nicht mehr daran erinnern, wer diese Vorfahren waren, dass diese für sie nur noch Objekte sind und dass seither viele neue Schädel hergestellt wurden. Es wird auch befürchtet, dass es sich um Schädel von Feinden handeln könnte, was für das Dorf Unglück bedeuten würde.
Deutschland erwägt, das Museum in Port Moresby beim Bau eines neuen Depots zu unterstützen. Dorthin könnten dann Objekte aus deutschen Sammlungen zurückgebracht werden. Und dann könnten vielleicht auch diese Schädel eines Tages zurückgebracht werden. Können sie in der Zwischenzeit hier in der Vitrine bleiben? Auch diese Frage haben wir gestellt, und auch hier lautete der Konsens sowohl in den Dörfern als auch im nationalen Museum: kein Problem.
Das Missionsmuseum möchte gerne mit dem dortigen Museum in Kontakt bleiben. Das Museum äußerte den Bedarf an Schulungen für sein Personal, insbesondere im Bereich der Konservierung. Das Missionsmuseum prüft, ob es in diesem Bereich eine Rolle spielen kann. Das Missionsmuseum wird auch damit beginnen, so viele Informationen wie möglich über die Sammlung online zur Verfügung zu stellen, damit die Menschen in Papua-Neuguinea, aber auch anderswo in der Welt, die Bestände des Museums einsehen und gegebenenfalls um Rückgabe bitten können. Das Museum und die Steyler Missionare (SVD) (der Eigentümer der Sammlung) sind dafür offen.
Das Missionsmuseum möchte die Ausstellung so weit wie möglich intakt halten. Sie ist eine Zeitkapsel von vor 100 Jahren und bietet einen einzigartigen Einblick in die damalige Sichtweise auf die außereuropäischen Welt. Seitdem sehen das Museum und die SVD die Welt mit ganz anderen Augen. In den kommenden Jahren wird das Museum die Präsentation mehr und mehr in einen Kontext stellen, der diese Sicht auf die damalige Zeit verdeutlicht und kommentiert.
Im Jahr 2025 wird ein kurzer Film über die Forschung an den Schädeln erstellt und im Museum gezeigt. Es wird auch darüber geschrieben und die Publikationen werden für alle online zugänglich gemacht.
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